Die Geschichte des Kegeln

Die Geschichte des Kegelns
von Andreas Herrmann
erstmals veröffentlicht in der Kegelzeitung „10 Jahre Blaue Kugel (1984-1994)“

Kegeln (chegil, bossen, Kegelwerfen) zählt zu den beliebtesten Wettkampf- und Gesellschaftsspielen. Schon im alten Ägypten war das „Rollen mit dem Stein“ bekannt. Teile eines Kegelspiels fand man bei Ausgrabungen in einem Kindergrab. Auch in anderen Grabstätten sind Kegelszenen, auf Wandreliefs abgebildet, gefunden worden. Aus Überlieferungen ist bekannt, daß selbst die Germanen beim „Stein-Ziel-Werfen“ auf drei, sieben oder neun Kegelknochen wetteiferten. Dabei sollten einerseits die stets allgegenwärtigen Dämonen vertrieben und die körperliche Ertüchtigung gepflegt werden.

In Europa läßt sich das Kegeln bis in die Mitte des 12.Jahrhunderts zurückverfolgen. „Nur diente es damals einem völlig anderen Zweck. Es liegt in der Natur der Sache, daß es leicht ausartet und niedere Instinkte weckt“ so ein Geschichtsforscher. Die erste Erwähnung des Kegeln wurde in der Chronik der Stadt Rothenburg gefunden. Ein junger Mann aus gutem Haus, der große Summen verloren hatte, wurde 1157 von seinem Onkel zu folgendem Gelöbnis gezwungen : „…zehn Jahre lang kein Spiel, sei es Würfeln oder Ke geln oder andere Spiele, womit man seinen Mitmenschen Verluste beibringt“. Bei Nichteinhaltung drohte ihm der Verweis aus der Stadt und der Einzug seines gesamten Vermögens. Der Mißbrauch des Kegelns wurde auch durch ein Gedicht des Rektors Hugo von Trimberg Mitte des 13.Jahrhunderts belegt, in welchem er gegen das Kegeln zu Felde zog. Auch dem Braunschweiger Stadtrecht von 1232 kann man entnehmen, „daß derjenige ein schlechter Mensch sei, der Vagabunden und Kegelspieler mehr als eine Nacht bei sich aufnimmt“.

1265 erwähnt eine Handschrift aus Xanten die sogenannten „fratres kegelorum“ (Brüder des Kegelns), eine Gilde, zu deren Beitritt die Aufnahmegebühr in Form von Naturalien entrichtet werden mußte.Die Spielregeln waren zu dieser Zeit fast völlig offen. Anfangs wurde eine Kugel nur auf einen Gegenstand geworfen oder gerollt. Später waren es dann 11 Gegenstände, die bereits den heutigen Kegeln ähnelten. Es fehlte auf keinem Jahrmarkt, keinem Kirchweihfest und keiner Hochzeit. Es diente der Belustigung von jung und alt, arm und reich. Bei soviel Eifer traten die sportlichen Ziele immer mehr in den Hintergrund und es wurde letztlich um Gut und Geld gespielt,so daß im Verlauf der Geschichte von Stadt- und Gemeindeverwaltungen des öfteren Verbote gegen das Wettkegeln „einer kleineren Anzahl notorischer Spieler und Betrüger“ ausgesprochen wurden, denn es ging derb, ja zuweilen sogar gewalttätig beim Kegeln zu. Durch den gewaltigen Durst der Kegelbrüder kam es nicht selten zu Raufereien und sogar Messerstechereien waren an der Tagesordnung. In England zum Beispiel ordnete 1388 König Richard II. per Erlaß an, „Fußball und andere Spiele ganz und gar zu unterlassen, als da sind Diskuswerfen, Steinstoßen, Kegeln…“. Dennoch blieb das Kegeln vor allem bei Geistlichen, Fürsten und Stadtvätern sehr beliebt und wurde auch bei Volksfesten stets in seiner harmlosen Form weiterbetrieben.

Pikanterweise überdauerte das Kegeln die Zeit der Verbote und fand Eingang in die Gesellschaft durch die geistliche Obrigkeit. In vielen Klöstern verkörperte der Kegel das Böse und so hatte man wenigstens einen guten Grund, das „Heidenwerfen“ (Heidentöten) weiter zu betreiben, zumindest bis zur Zeit der Reformation. 1529 stand in der Reformationsverordnung der Stadt Basel : „kein Kegeln an Sonn- und Feiertagen während des Gottesdienstes und vor 13.00 Uhr“. Als das Kegelspiel wieder erlaubt war, wurde zunächst ausschließlich in die Vollen geworfen, wobei nach jedem Wurf neu aufgestellt werden mußte. Das war jedoch recht anstrengend für die Kegeljungen und außerdem recht zeitraubend. Als Erleichterung wurde dann das Abräumen erfunden, bei dem erst wieder aufgestellt wurde, bis alle Kegel getroffen waren. Bis ins 18. Jahrhundert wurde ausschließlich im Freien gekegelt. Gesellschaftsfähig wurde das Kegeln erst durch Enführung einer Kegelordnung gegen Ende des 18.Jahrhunderts.

1786 schrieb der Berliner Arzt und Gelehrte Johann Georg Krünitz in seinem 242 bändigen Lexikon erstmals von „13 Regeln für das Kegelspiel“, die unter anderem heute noch Gültigkeit haben, z.B. daß nicht übergetreten werden darf und die Kugel vor einer bestimmten Markierung aufgesetzt werden muß. Schiller und Goethe waren eifrige Anhänger des Kegelns. Eng verwandt mit dem Kegeln ist Bowling. Süddeutsche Einwanderer konnten in den USA nicht auf ihre „Lattenbahn“ verzichten und führten das Spiel in Nordamerika ein. Aber auch in der neuen Welt gab es Probleme mit dem Kegeln. 1837 verbot in Hartfurt/Connecticut der Staatsgerichtshof „das Spielen auf neun Kegel“. Die Begeisterung an diesem Spiel brachte die Kegler dann aber auf die Idee, durch einen 10. Kegel das Verbot zu umgehen.

Zu Beginn des 19.Jahrhunderts kam es dann zu ersten Klubgründungen mit regelmäßigem Kegeln. Zuerst war deren Anliegen, die Bedürftigen zu unterstützen, aber schon bald traten die sportlichen Ziele in den Vordergrund.

1885 wurde von 227 solcher Klubs der „Zentralverband deutscher Kegelklubs“ gegründet. 1887 wurde er in „Deutscher Keglerbund“ umbenannt. Es wurden einheitliche Maße der Bahnen und Kugeln eingeführt, eine Kegelsport-Ordnung beschlossen und 1922 ersmals deutsche Meisterschaften in Frankfurt a.M ausgetragen. Dem wachsenden Interesse trug man dann im Jahr 1952 Rechnung und gründete in Hamburg die Federation Internationale des Quilleurs (FIQ) als internationalen Dachverband, welche 1973 mit mehr als 60 national en Sportkeglerverbänden zwei selbstständige Föderationen beschloß, die Nine-Pin-Assoziation (NPA), welche alle Länder vertritt, die das Kegeln auf neun Kegel betreiben (Asphalt, Schere und Bohle), sowie die Ten-Pin-Assoziation (TD), welche sich um die Belange des Bowlings kümmert.

1979 erklärte die 81. Vollversammlung des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) in Montevideo das Asphalt- und Bowlingkegeln für olympiawürdig.

Quellen:

A. Haas – Kegeln nach neuen Regeln
G.Bocsai – Fibel für Kegelfreunde
G.Gromann – Fit mit Kegeln

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